Authentic Movement

'Ich bewege mich mit geschlossenen Augen,
ich lasse mich von meinem Körper führen,
manchmal folge ich einfach meinen inneren Impulsen,
manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich
über meine Bewegungen nachdenke,
sie bewerte.
Wie kann ich dieses Muster unterbrechen?
Wie kann ich verhindern, dass meine Gedanken
überhand nehmen?'

Authentische Bewegung (authentic movement) ist eine sehr wirkungsvolle Methode, um an innere Gefühle, Bilder und Eindrücke sowie an ungewohntes Bewegungsmaterial zu gelangen. Des weiteren schult sie eine vorurteilsfreie Wahrnehmung. Dies ist sowohl für den persönlichen, den künstlerischen als auch für den therapeutischen Prozess sehr unterstützend.
Authentische (glaubwürdige, echte) Bewegung ist eine kontemplative Bewegungsform, die sich in Amerika innerhalb des Feldes von Tanz und Bewegungstherapie um Mary Whitehouse, später Janet Adler u.a. entwickelt hat. Authentische Bewegung wurde von der Psychologie Jungs und seiner Archetypentheorie sowie von meditativer Praxis beeinflusst. 

Kurz auf den Punkt gebracht ist "Authentic Movement" Bewegung mit geschlossenen Augen, die von einem Partner aufmerksam und empathisch bezeugt wird.

Bewegungszeugen und Bewegende (witness and mover)

In der Grundform bilden die Hälfte der Gruppe einen Sitzkreis (witness), während die andere Hälfte sich einen Platz im Kreis sucht und mit geschlossenen Augen bewegt (mover). Dabei folgen die Bewegenden ihren im Moment vorhandenen Bewegungsimpulsen, Gefühlen, Gedanken oder Körperempfindungen. Die achtsame Präsenz der Bewegungszeugen kreiert einen sicheren Raum für die Bewegenden, sich ihrer inneren Welt zu öffnen. Die Bewegenden können sich dem Fluss der Impulse, die aus dem Inneren aufsteigen, hingeben und diese in Bewegung ausdrücken. Auf diese Art wird unbewusstes Material verkörpert, gefühlt und gesehen.
Jede Bewegende (mover) hat eine Partnerin im Außenkreis, die sich mit gesammelter Aufmerksamkeit allen Bewegungen und Regungen ihrer Partnerin widmet. Die Bewegungszeugin (witness) beachtet dabei genauso präzise, welche Gefühle, Körperempfindungen, Erinnerungen oder Bilder beim Sehen und Wahrnehmen der anderen in ihr selbst aufsteigen. 

Die Idee bei dieser Art des Bezeugens ist, mir meiner eigenen Projektionen, Interpretationen, Gefühle oder Bewertungen als witness bewusst zu werden und diese später im Austausch klar als meine eigenen zu benennen. Allein dieses klare Sehen und gesehen werden klärt die verschiedenen Standpunkte und wirkt heilsam.

Austausch (Sharing)

Im Anschluss an die festgelegte Bewegungszeit (das können 5 – 20 Minuten oder mehr sein) setzt sich je eine Bewegende mit einer Bewegungszeugin zusammen und sie tauschen ihre jeweils gemachten Erfahrungen aus. Der Austausch kann verbal, durch Schreiben oder Malen gestaltet werden. So gelangen einige unserer unbewussten Anteile ins Bewusstsein und können ins Alltagsleben integriert werden.

'The internal awareness of each develops within the context of relationship'
Linda Hartley